Studie in: Hospital Pediatrics, Volume 7, Issue 1, January 2017
Das Herunterladen der Studie ist kostenpflichtig. Nachfolgend eine Zusammenfassung der zentralen Aussagen der Untersuchung:
Die Untersuchung in einer stationären pädiatrischen
Abteilung (Pediatric Intensive Care Unit, PICU) in den USA geht der Frage nach,
ob die erschwerte Kommunikation mit ein Grund für die schlechtere
Gesundheitsversorgung von fremdsprachigen minderjährigen Patienten ist. In
einer Umfrage wurden 52 spanisch-sprechende Familien mit ungenügenden
Englischkenntnissen („limited English-proficient“, LEP) und 109
englischsprachige Familien („English-proficient“, EP) dazu befragt, ob sie
- (1) den Ablauf und die Art der Therapie und Behandlung ihrer Kinder
verstehen, ob sie
- (2) mit der zur Verfügung gestellten Gesprächszeit zufrieden sind und
schliesslich ob sie
- (3) den durch das Pflegepersonal abgegebenen Informationen vertrauen.
Die Studienverfasser unterscheiden drei Gesprächsarten:
planned family confrences (geplante Gespräche), family-centered rounds (kürzere
Gespräche, oft mit sehr technischen und medizinischen Wortschatz) und unplanned
bedside conferences.
Die Kommunikation zwischen dem medizinischen Personal und
den Familien beurteilten die LEP-Familien als weniger ideal. Zudem sind die LEP-Familien
weniger zufrieden mit der zur Verfügung gestellten Gesprächszeit.
Nur 42% der LEP-Familien sagten, dass sie in den „family
conferences“ den Behandlungs- und Therapieverlauf eindeutig verstanden haben.
Und dies obwohl bei den Gesprächen ein Dolmetscher zugegen war. Die Forscher
erklären sich dies damit, dass die Übersetzung fehlerhaft sein könnte oder dass
das medizinische Personal
aufgrund der Sprachbarrieren trotz der Präsenz von Dolmetschern die Sachverhalte
weniger genau ausführt
oder Informationen weglässt.
Zudem fragen LEP-Familien weniger oft nach, wenn sie die Inhalte nicht gut
verstanden haben.
Das Pflegepersonal ist öfters bei den Patienten und
ermöglicht einen unkomplizierteren und persönlicheren Zugang zu Informationen
sowie die Rückversicherung und Nachfrage von unklaren Sachverhalten. Bei diesen
alltäglichen Begegnungen sind jedoch meistens keine Dolmetscher da. Darum
findet diese niederschwellige Kontaktaufnahme zwischen LEP-Familien und der
Pflegepersonal weniger häufig statt. Eine befragte Person sagt: „I don’t know
how to ask questions.“
Die Forscher stellen weiter einen signifikanten Unterschied
in der Zusammenarbeit mit professionellen Dolmetschenden und privaten
Übersetzungshilfen fest. Mit privaten Übersetzungshilfen nimmt das Vertrauen in
die medizinischen Fachpersonen und das Verständnis der Sachverhalte ab. Werden
professionelle Dolmetschende beigezogen, sind die LEP-Familien zufriedener mit
der Behandlung.
Die
Studienverfasser schlagen eine Institutionalisierung von Dolmetschdiensten (vor
Ort und remote via Video und Telefon) vor. Zudem müssten LEP-Familien
standardmässig im System erfasst werden, damit regelmässig und rechtzeitig
Dolmetschende beigezogen werden können. Die Studienverfasser betonen weiter,
dass eine Sensibilisierung der Fachpersonen im Umgang mit fremdsprachigen
Patienten und Dolmetschern sehr wichtig sei und intensiviert werden müsse.