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Interkulturelles Dolmetschen und Vermitteln

"An meiner Arbeit gefällt mir vor allem, dass ich den Leuten helfen kann und dass ich zwei verschiedene Kulturen einander näherbringen kann."

Ammanuel Alebachew, interkulturell Dolmetschender


Die Tätigkeit des interkulturellen Dolmetschens und Vermittelns gründet auf der fundierten Kenntnis der Sprache und der soziokulturellen Bezugssysteme einer oder mehrerer Migrationsgruppen einerseits und der Kenntnis der lokalen Amtssprache und der schweizerischen und regionalen Strukturen und Gegebenheiten andererseits. Interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde sind in der Lage, sich in beiden Bezugssystemen zu bewegen und sie miteinander in Beziehung zu setzen.


Interkulturelles Dolmetschen

Interkulturelles Dolmetschen bezeichnet das beidseitige Dolmetschen in einer Kommunikationssituation zwischen Personen unterschiedlicher Sprache mit dem Ziel, eine Kommunikation und den gleichberechtigten Zugang zu Dienstleistungen zu ermöglichen.

Entscheidendes Merkmal des Settings ist der Trialog, die Gesprächssituation mit drei Parteien (ungeachtet der effektiven Anzahl beteiligter Personen). Die interkulturell Dolmetschenden stellen dabei die Verständigungsbrücke her zwischen einer oder mehreren Fachpersonen einerseits und Migrantinnen oder Migranten andererseits, wenn keine gemeinsame Sprache gegeben ist. Die Gesprächsleitung liegt dabei immer und uneingeschränkt in der Hand der zuständigen Fachperson. Gedolmetscht wird

  • vor Ort,
  • via Telefon oder
  • via Video.

Weitere Informationen dazu finden Sie in der Rubrik Interkulturelles Dolmetschen.


Interkulturelles Vermitteln

Als interkulturelles Vermitteln wird die Vermittlung von Wissen und Informationen zwischen Angehörigen verschiedener Lebenswelten bezeichnet. Interkulturell Vermittelnde beraten, begleiten oder moderieren im Auftrag von Fachpersonen, Behörden und Fachstellen oder im Rahmen von Projekten.

Auch beim interkulturellen Vermitteln steht die gegenseitige Verständigung über sprachliche und kulturelle Hürden hinweg im Zentrum, gegenüber dem interkulturellen Dolmetschen umfasst es jedoch weitere Aspekte und Aufgaben. Professionelle interkulturell Vermittelnde verfügen neben den sprachlichen Qualifikationen und Kenntnissen im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich über zusätzliche Kompetenzen, beispielsweise in der Beratung und Begleitung von Migrantinnen und Migranten, in der Informationsvermittlung, der Erwachsenenbildung oder der Projektarbeit.

Weitere Informationen dazu finden Sie in der Rubrik Interkulturelles Vermitteln.


Eine professionelle Dienstleistung

Interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde werden in den unterschiedlichsten Feldern eingesetzt.

Für einen Grossteil der nachgefragten Sprachkombinationen existieren keine universitären Dolmetsch-Studiengänge. Bereits Ende der 1990er Jahre haben, initiiert durch das Bundesamt für Gesundheit BAG, erste Bestrebungen für den Aufbau einer praxisnahen Professionalisierungsmöglichkeit für interkulturell Dolmetschende stattgefunden. Dies ist mit der Schaffung des schweizweit anerkannten standardisierten zweistufigen Ausbildungs- und Qualifizierungssystem für interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde gelungen (siehe Ausbildung und Qualifizierung).

Professionelle interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde verfügen über nachgewiesene Kompetenzen, orientieren sich am Berufskodex INTERPRET und werden für ihre Dienste angemessen entschädigt. Sie unterstehen der Schweigepflicht, reflektieren ihre Tätigkeit und bilden sich regelmässig weiter. Weitere Informationen dazu finden Sie im Berufskodex (siehe rechte Spalte) und in der Rubrik Interkulturelles Dolmetschen.

ISO-Richtlinien 13611

Im Dezember 2014 wurden von der ISO Richtlinien zum Gemeindedolmetschen, in Französisch Interprétariat communautaire und Englisch Community interpreting, veröffentlicht. Diese definieren, was eine professionelle, qualitativ hochstehende Verdolmetschung im Bereich des interkulturellen Dolmetschens ausmacht und was sie von den verschiedenen Beteiligten erfordert. Die Richtlinien, die in erster Linie empfehlenden Charakter haben und als Orientierungsrahmen dienen, können unter folgendem Link bestellt werden.

INTERPRET hat die Kernelemente der ISO-Richtlinien 13611 zusammengestellt und kommentiert (siehe rechte Spalte). Die Stossrichtung der Norm stimmt grundsätzlich mit den Ansichten und Überzeugungen von INTERPRET überein, die vorgeschlagenen Standards und Empfehlungen decken sich mit den Professionalisierungsbestrebungen, die INTERPRET seit Bestehen des Qualifizierungsverfahrens verfolgt.


Nutzen und Mehrwert

Zahlreiche fachliche, juristische, ethische und wirtschaftliche Argumente sprechen für eine gezielte und bedarfsgerechte Zusammenarbeit mit professionellen interkulturell Dolmetschenden und Vermittelnden. Dank dieser Zusammenarbeit

  • können sich die Fachpersonen auf eine gute Qualität der Dolmetschleistung verlassen (beidseitige, vollständige, sinngenaue und möglichst wortgetreue Verdolmetschung, professionelle Distanz). Die Schweigepflicht und die Gewährung des Datenschutzes sind garantiert;
  • erfüllen Fachpersonen ihren Aufklärungs-, Beratungs- und Informationsauftrag zielorientierter und effektiver (einfachere und klarere Kommunikation auch bei mehr als zwei Gesprächspartnern, Vertrauensaufbau, weniger Frustrationspotential und gute Kooperation der Zielperson);
  • erleben Fachpersonen eine Effizienzsteigerung in der Beratungsarbeit (weniger sich wiederholende und aufwändige Gespräche und Telefonate, weniger Missverständnisse und „Leerläufe“).

Nicht-professionelle Angebote ohne geregelte Qualitätssicherung

Als nicht-professionelle Verständigungshilfen bezeichnet INTERPRET folgende Angebote:

  • private Übersetzungshilfen (Verwandte oder Bekannte der Zielperson)
  • Ad-hoc- oder Laiendolmetschende (Mitarbeitende von öffentlichen Institutionen, oft mit eigener Migrationsbiografie)
  • Schlüsselpersonen (engagierte Einzelpersonen mit einer engen Verbindung zu einer Sprach- oder Migrationsgruppe).

Eine ausführlichere Beschreibung dieser Angebote, der möglichen Einsatzbereiche sowie der Fragen zur Qualitätssicherung finden Sie in der Rubrik Begriffsklärungen oder in der Broschüre Verständigung im interkulturellen Kontext. Die Qualität der geleisteten Arbeit kann bei diesen Angeboten nicht garantiert werden, da die Ausübenden in der Regel keinerlei Ausbildung im Bereich des Dolmetschens oder Vermittelns vorweisen können. Sie verfügen zwar über gewisse Sprachkenntnisse, im Falle von Ad-hoc-Dolmetschenden auch über das Fachvokabular, jedoch nicht über die notwendigen Dolmetschtechniken und ein professionelles Rollenverständnis (u.a. Allparteilichkeit, Schweigepflicht).

Insbesondere bei Verwandten und Bekannten bestehen folgende konkrete Gefahren:

  • Überforderung v.a. bei komplexen und emotionalen Gesprächsinhalten
  • Missverständnisse sowie nicht festgestellte Auslassungen, Hinzufügungen und Fehlinformationen
  • Stellvertretung anstatt Sprachmittlung (Verwandte oder Bekannte übernehmen oft das Gespräch, die betroffene Person bleibt aussen vor).

Keine Option stellt der Beizug von Kindern und Jugendlichen als Übersetzungshilfen dar!

Sie sind der komplexen und herausfordernden Aufgabe und der damit einhergehenden Verantwortung in der Regel nicht gewachsen. Berücksichtigt man den Rollen- und Positionswechsel im sozialen und familiären Gefüge wie auch innerhalb der Trialogsituation, welcher die Übernahme der Dolmetscheraufgabe mit sich bringt, ist davon dringend abzuraten.

Der deutsche Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer BDÜ fordert in einem Positionspapier vom Februar 2021 die Abschaffung des Kinderdolmetschens: 

Ich brauche eine interkulturell dolmetschende Person

In der Regel läuft die Vermittlung einer interkulturell dolmetschenden Person über die regionalen Vermittlungsstellen. Sie vermitteln professionelle Dolmetschende vor Ort und via Telefon und Video.

In der Datenbank der ikDV können Sie direkt nach zertifizierten interkulturell Dolmetschenden suchen.

Ich interessiere mich für die Ausbildung

Die Ausbildung wird von Institutionen in den verschiedenen Regionen durchgeführt. Kursangebote, Termine etc. finden Sie in der Rubrik Aktuelle Kursangebote.

Das Qualifizierungssystem von INTERPRET (Zertifikat INTERPRET, Eidg. Fachausweis) wird in der Rubrik Qualifizierungssystem INTERPRET erklärt. 

Weitere Informationen erhalten Sie bei der Qualifizierungsstelle (031 351 38 29) von 9:00 bis 12:30.