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Interpret

Häufig gestellte Fragen zur Verständigung im interkulturellen Kontext

Haben Sie Fragen zu unterschiedlichen Begriffen, zur Ausbildung der interkulturell Dolmetschenden oder dazu, wie man ein Gespräch zu Dritt führen sollte und was man dabei beachten sollte? Dazu und zu vielen weiteren Aspekten finden Sie hier Antworten.

Begrifflichkeiten

  1. Was ist Dolmetschen?

    Dolmetschen bezeichnet die Übertragung eines nicht fixierten, also in der Regel gesprochenen Texts mündlich (oder mittels Gebärdensprache) von einer Sprache in eine andere.

    Ausübende

    Die Berufsbezeichnung «DolmetscherIn» bezieht sich in der Regel auf Dolmetschende mit einer akademischen Ausbildung.

    Dolmetscherinnen und Dolmetscher sind Sprach-ExpertInnen mit perfekter Kenntnis der eigenen Muttersprache sowie einer oder mehrerer Fremd- oder Zweitsprachen. Sie beherrschen die notwendigen Dolmetschtechniken, um eine gesprochene Botschaft mündlich von der Ausgangssprache in die Zielsprache zu übertragen. Man unterscheidet zwischen Simultandolmetschen (die Übertragung in die Zielsprache erfolgt praktisch gleichzeitig, z.B. an Konferenzen und Kongressen) und Konsekutivdolmetschen (zeitlich verschobene Übertragung von kleineren Einheiten, z.B. bei Verhandlungen, Gesprächen, Betriebsbesichtigungen und Empfängen).

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  2. Was ist Übersetzen?

    Übersetzen bedeutet die Übertragung eines (meist schriftlich) fixierten Texts von einer Ausgangssprache in eine Zielsprache.

    In der umgangssprachlichen Verwendung des Begriffs wird in der Schweiz sehr oft aber auch die mündliche Übertragung eines Gesprächsinhalts von einer Ausgangs- in eine Zielsprache als „Übersetzen“ bezeichnet.

    Ausübende

    Übersetzerinnen und Übersetzer sind SprachspezialistInnen auf schriftlichem Gebiet mit perfekter Kenntnis der eigenen Muttersprache sowie einer oder mehrerer Fremdsprachen. Sie übertragen (schriftliche) Texte in eine oder mehrere Zielsprache(n), in der Regel in ihre Muttersprache. Sowohl der zu übersetzende Text (das Original) als auch das Ergebnis in der Zielsprache stehen permanent zur Verfügung, d.h. sie können immer wieder nachgelesen bzw. korrigiert und verbessert werden.

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  3. Was ist interkulturelles Dolmetschen?

    Interkulturelles Dolmetschen bezeichnet die mündliche Übertragung (in der Regel Konsekutivdolmetschen) des Gesprochenen von einer Sprache in eine andere unter Berücksichtigung des sozialen und kulturellen Hintergrunds der Gesprächsteilnehmenden. 

    Es findet in einer Trialogsituation – einem «Dialog zu Dritt» – statt. Dabei kann die/der interkulturell Dolmetschende physisch vor Ort sein oder via Telefon / Video  zugeschaltet werden.

    Setting

    Entscheidendes Merkmal des Settings ist der Trialog: die Gesprächssituation mit drei Parteien (ungeachtet der effektiven Anzahl beteiligter Personen). Die interkulturell Dolmetschenden stellen dabei die «Verständigungsbrücke» her zwischen einer oder mehreren Fachpersonen einerseits und Migrantinnen oder Migranten andererseits, wenn keine gemeinsame Sprache gegeben ist. Die Gesprächsleitung liegt dabei immer und uneingeschränkt in der Hand der zuständigen Fachperson.

    Qualifizierung

    Das standardisierte Ausbildungs- und Qualifizierungssystem für interkulturell Dolmetschende umfasst zwei Qualifizierungsniveaus: das Zertifikat INTERPRET sowie den eidgenössischen Fachausweis.

    InhaberInnen des Zertifikats INTERPRET und/oder des eidgenössischen Fachausweises für interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde sind verpflichtet, ihre Tätigkeit an den Grundsätzen des Berufskodex auszurichten.

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  4. Was ist Telefondolmetschen?

    Das Telefondolmetschen ist als Variante des interkulturellen Dolmetschens und als Ergänzung zum Dolmetschen vor Ort zu verstehen. Sowohl beim interkulturellen Dolmetschen vor Ort als auch beim Telefondolmetschen handelt es sich um eine professionelle Zusammenarbeit zwischen Fachpersonen aus den Bereichen Gesundheit, Soziales und Bildung einerseits und qualifizierten interkulturell Dolmetschenden andererseits. 

    Beim Telefondolmetschen sind Gesprächsteilnehmende per Telefon miteinander verbunden. Dabei muss die fremdsprachige Person nicht zwingend vor Ort bei der Fachperson anwesend sein, sondern kann telefonisch zum Gespräch zugeschaltet werden.

    Das Telefondolmetschen ist immer dann indiziert, wenn schnelle Verständigung notwendig ist, insbesondere bei kurzen und/oder nicht planbaren Gesprächen, Notfallsituationen oder Situationen, in denen die Anonymität gewährleistet werden soll.

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  5. Was ist Ad-hoc- oder Laiendolmetschen?

    Mitarbeitende von öffentlichen Institutionen mit eigener Migrationsbiografie oder anderweitig erworbenen entsprechenden Sprachkenntnissen übernehmen Dolmetschaufgaben innerhalb der betreffenden Organisation.

    Setting

    Wichtig für den erfolgreichen Einsatz ist eine sorgfältige Klärung der Rollen, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen.

    Nicht geregelte Qualitätssicherung

    Ad-hoc-Dolmetschende verfügen in der Regel über keine Qualifizierung als Dolmetschende. Die Qualität der Übersetzung (sprachliche und inhaltliche Korrektheit und «Angepasstheit») kann nicht garantiert werden. Hingegen haben Ad-hoc-Dolmetschende in der Regel eine Ausbildung im Fachbereich, in welchem das Gespräch stattfindet, absolviert. Dies kann eine gewisse Professionalität hinsichtlich der spezifischen Inhalte und Abläufe bedeuten. Es ist aber in jedem Fall Sache der betreffenden Institution, ein Qualitätssicherungssystem und ein adäquates Angebot für die Aus- und Weiterbildung der Dolmetschenden aufzubauen und Gefässe für Erfahrungsaustausch, Intervision und Supervision zur Verfügung zu stellen.

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  6. Was sind private Übersetzungshilfen?

    Privatpersonen aus dem privaten Umfeld der Migrantinnen und Migranten mit mehr oder weniger ausgewiesenen Sprachkenntnissen übernehmen spontane oder auch geplante Übersetzungsaufgaben.

    Einsatzbereiche

    Private Übersetzungshilfen kommen überall dort zum Einsatz, wo die direkte sprachliche Verständigung nicht möglich ist und ein professionelles Dolmetschangebot aus terminlichen, finanziellen oder anderen Gründen nicht möglich oder nicht vorgesehen ist.

    Keine Qualitätssicherung

    Der Einsatz privater Übersetzungshilfen geschieht grundsätzlich auf einer nicht-professionellen Basis. Sie verfügen in der Regel über keine Qualifizierung als Dolmetschende. Die Qualität der Übersetzung (sprachliche und inhaltliche Korrektheit, Vollständigkeit und «Angepasstheit») kann nicht garantiert werden.

    Keine Option stellt der Beizug von Kindern und Jugendlichen als Übersetzungshilfen dar. Sie sind der komplexen und herausfordernden Aufgabe und der damit einhergehenden Verantwortung in der Regel nicht gewachsen. Berücksichtigt man den Rollen- und Positionswechsel im sozialen und familiären Gefüge wie auch innerhalb der Trialogsituation, welcher die Übernahme der Dolmetscheraufgabe mit sich bringt, ist davon dringend abzuraten.

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  7. Was ist interkulturelles Vermitteln?

    Als interkulturelles Vermitteln wird die Vermittlung von Wissen und Informationen zwischen Angehörigen verschiedener Lebenswelten und Lebensformen bezeichnet. 

    Auch beim interkulturellen Vermitteln steht die gegenseitige Verständigung über sprachliche und kulturelle Hürden hinweg im Zentrum, gegenüber dem interkulturellen Dolmetschen umfasst es jedoch weitere Aspekte und Aufgaben.

    Einsatzbereiche und Setting

    Interkulturell Vermittelnde handeln im Auftrag von Fachpersonen, Behörden, Institutionen und (Integrations-) Fachstellen oder im Rahmen von Projekten. Sie beraten und begleiten Einzelpersonen oder Familien mit Migrationshintergrund, sind in der Informationsvermittlung tätig, moderieren thematische Gesprächsgruppen, sind in Projekten im interkulturellen Kontext aktiv uvm. Sie übernehmen dabei bis zu einem gewissen Grad auch eine (Teil-) Verantwortung für Inhalte und Prozesse.

    Professionalität und Qualitätssicherung

    Das interkulturelle Vermitteln ist auf der zweiten Ebene des standardisierten Ausbildungs- und Qualifizierungssystems für interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde angesiedelt: Aufbauend auf dem Zertifikat INTERPRET können sich interkulturell Dolmetschende gezielt für die verschiedenen Aspekte des interkulturellen Vermittelns weiterbilden und dies allenfalls mit der eidgenössischen Berufsprüfung für interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde formell abschliessen. INTERPRET ist im Rahmen dieses Qualifizierungssystems für die Sicherung der Qualität verantwortlich.

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  8. Was sind Schlüsselpersonen?

    Schlüsselpersonen sind Einzelpersonen mit  einer engen Verbindung zu einer Sprach- und/oder Migrationsgruppe. Sie nehmen innerhalb dieser Gemeinschaft eine akzeptierte und bekannte Position ein. Gleichzeitig sind sie in der Schweiz bzw. in ihrer Wohnregion gut integriert und kennen die lokale Sprache und Kultur.

    Einsatzbereiche

    Schlüsselpersonen  kommen dort zum Einsatz, wo es um alltägliche Informationen sowie um das Etablieren von Kontakten und ersten Schritten geht. Sie erleichtern den Informationsfluss zwischen Gemeinden und Migrationsgemeinschaften und machen Neuzugezogene auf Angebote, Fachstellen und Institutionen aufmerksam.

    Nicht geregelte Qualitätssicherung

    Das Engagement von  Schlüsselpersonen basiert grösstenteils auf Freiwilligkeit und Ehrenamtlichkeit und findet damit in einem nicht-professionellen Rahmen statt. Sie verfügen in der Regel über keine gezielte Ausbildung für die entsprechenden Tätigkeiten. Für Schlüsselpersonen existiert weder ein standardisiertes Kompetenzprofil noch ein einheitliches System zur Qualitätssicherung.

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Zusammenarbeit im Trialog

  1. Worin unterscheidet sich ein Gespräch im Trialog von einem Dialog?

    Ein erster Unterschied liegt natürlich in der Anzahl der am Gespräch beteiligten Personen. Diese banale Erkenntnis hat jedoch weitreichende Auswirkungen: Das für viele Berufsgruppen „normale“ Setting eines direkten Dialogs wird durch die Anwesenheit einer weiteren Person gesprengt. Die/Der interkulturell Dolmetschende darf dennoch nicht als störend empfunden werden! Ihre/Seine Anwesenheit (auch und explizit als Person mit ihren Erfahrungen, Kenntnissen und Einschätzungen) trägt wesentlich zum Gelingen der Kommunikation bei.

    Ein Gespräch im Trialog mit konsekutiver Verdolmetschung der Gesprächsbeiträge erfordert deutlich mehr Zeit als ein direkter Austausch. Dieser Tatsache muss bei der Planung Rechnung getragen werden. Viele Fachpersonen sehen darin aber auch einen grossen Vorteil: Ein Gespräch im Trialog gestaltet sich viel ruhiger als ein Dialog, und die Fachpersonen haben Zeit, auch die nonverbalen Äusserungen ihres Gegenübers mitzuverfolgen. 

    Das Angewiesensein auf eine dolmetschende Person kann von der Fachperson unter Umständen als Kontrollverlust empfunden werden. In der Tat ist die Position der/des interkulturell Dolmetschenden eine machtvolle: sie/er gewährleistet durch ihre Brückenfunktion die Verständigung und kann, bei unprofessioneller Ausübung dieser Funktion, den Austausch stark beeinflussen. Umso wichtiger ist die Etablierung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen der Fachperson und der/dem interkulturell Dolmetschenden. Die Grundlagen dazu sind zum einen ein beidseitiges professionelles Verhalten und das Vorhandensein der dazu benötigten Kompetenzen, zum anderen die Bereitschaft der Fachperson, in der Bewertung des Trialogs nicht den potentiellen Kontrollverlust ins Zentrum zu stellen sondern den Mehrwert, der in der Zusammenarbeit mit einer Expertin/einem Experten für sprachlichen und kulturellen Brückenbau liegt.

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  2. Wie können sich Fachpersonen auf ein Gespräch im Trialog vorbereiten?

    Neben den üblichen Aspekten der Vorbereitung auf ein Gespräch (Inhalte, Ziele, etc.) müssen bei der Planung der Zusammenarbeit im Trialog folgende Fragen beantwortet werden:

    • Welche Sprachen werden von den Gesprächsteilnehmenden gesprochen? Woher stammen die Gesprächsteilnehmenden genau?
    • Welchen Einfluss könnten Alter, Geschlecht, Religion, Ethnie, schichtspezifische und/oder regionale Herkunft für die Verständigung zwischen den Gesprächsteilnehmenden und der/dem interkulturell Dolmetschenden haben? Was muss bei der Wahl der/des interkulturell Dolmetschenden berücksichtigt werden?
    • Wie lange soll das Gespräch dauern? (Ein Gespräch im Trialog benötigt deutlich mehr Zeit als ein „normales“ Gespräch im Dialog. Dies muss bei der Planung berücksichtigt werden!)
    • Wo findet das Gespräch statt?
    • Wie findet sich die passende interkulturell dolmetschende Person? Wie kann sichergestellt werden, dass die/der interkulturell Dolmetschende alle wichtigen Informationen zum Gespräch im Voraus erfährt?
    • Wer bezahlt den Einsatz der/des interkulturell Dolmetschenden? Welche administrativen Vorgaben sind einzuhalten?
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  3. ​Wozu dient ein Vorgespräch?

    Ein gemeinsames Vorgespräch zwischen der Fachperson und der/dem interkulturell Dolmetschenden trägt wesentlich zur Etablierung einer guten Zusammenarbeit bei. Im Vorgespräch können folgende Fragen thematisiert werden:

    • Wer sind die am Gespräch beteiligten Personen? Für wen wird die dolmetschende Person übersetzen (Herkunft, Alter, beruflicher/sozialer/kultureller Hintergrund, etc.)?
    • Welches sind die Themen und Inhalte des Gesprächs? Welche Ziele werden verfolgt? Welche Konzepte und Fachbegriffe sind für das Verständnis wichtig? Welche Umschreibungen und Erklärungen könnten für die Vermittlung der Inhalte bzw. für die Übersetzung hilfreich sein?
    • Wie soll die Zusammenarbeit gestaltet werden? Wie sind die unterschiedlichen Rollen wahrzunehmen?
    • Welche Art von Verdolmetschung wird erwartet: Ausschliesslich eine exakte, vollständige Übersetzung des Gesagten oder allenfalls auch explizite Zusatzinformationen und weiterführende Hinweise?
    • Gibt es besondere kulturelle Gepflogenheiten, auf die Rücksicht genommen werden sollte?

    Das Vorgespräch bietet der Fachperson auch die Gelegenheit, die/den interkulturell Dolmetschenden zu ermuntern, sie darauf hinzuweisen, wenn sie zu lange Sätze macht, zu wenig Pausen einlegt oder zu viele Fachbegriffe verwendet. Auch dies trägt zu einer professionellen und vertrauensvollen Zusammenarbeit bei.

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  4. Worauf ist beim Einstieg in das Gespräch zu achten?

    Die Sitzordnung im Dreieck hilft, das Beziehungsgefüge klarzustellen. Der Blickkontakt ist so für alle einfach und direkt möglich und die interkulturell dolmetschende Person ist trotz ihrer „neutralen“ Position in das Gespräch integriert.

    Alle Gesprächsteilnehmenden müssen vorgestellt werden oder die Gelegenheit erhalten, sich selber vorzustellen. Dabei werden auch die jeweiligen Rollen und Aufgaben transparent gemacht und es wird darauf hingewiesen, dass sowohl die Fachperson als auch die/der interkulturell Dolmetschende der Schweigepflicht unterstellt sind.

    Das Einverständnis aller Anwesenden zur/zum interkulturell Dolmetschenden muss eingeholt werden. Potentielle Interessenskonflikte wegen sozialer, religiöser oder ethnischer Gruppenzugehörigkeit, Geschlecht etc. können einen erfolgreichen Gesprächsverlauf beeinträchtigen. Sind die Gesprächsbeteiligten mit der Anwesenheit einer bestimmten dolmetschenden Person nicht einverstanden, muss die Möglichkeit bestehen, diese abzulehnen. Aber auch die/der interkulturell Dolmetschende selber hat das Recht, einen Dolmetschauftrag zurückzuweisen.

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  5. Warum ist der Hinweis auf die Schweigepflicht wichtig?

    Interkulturell Dolmetschende stehen (wie in der Regel auch die Fachpersonen) unter Schweigepflicht. Der Hinweis auf diese Tatsache zu Gesprächsbeginn stärkt die neutrale und professionelle Position der/des interkulturell Dolmetschenden und erleichtert den Beteiligten, sich auf das Gespräch einzulassen. Wenn Migrantinnen und Migranten den Beizug einer dolmetschenden Person verweigern, dann tun sie dies oft auf Grund ihrer Sorge, dass private Informationen weitergegeben werden könnten. Das Wissen um die professionelle Verpflichtung zur Geheimhaltung ermöglicht deshalb das Entstehen eines Vertrauensverhältnisses, welches wiederum die Grundlage für eine konstruktive Zusammenarbeit ist.

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  6. Wie sieht eine klare Rollen- und Aufgabenteilung aus?

    Die interkulturell dolmetschende Person steht gewissermassen im Mittelpunkt des Gesprächs. Sie allein versteht alles, was gesagt wird, und stellt die Kommunikation zwischen der Fachperson und deren Gegenüber her. Trotz dieser zentralen und „mächtigen“ Position obliegt die Gesprächsleitung voll und ganz der Fachperson. Diese bestimmt Inhalt, Ziele und Ablauf des Gesprächs. Die Gesprächsleitung muss jederzeit bei der Fachperson liegen, und diese bestimmt auch, wie die/der interkulturell Dolmetschende seine Brückenfunktion wahrnehmen soll. Eine sorgfältige Klärung der Erwartungen der Fachperson an die dolmetschende Person ist deshalb wichtig: Möchte die Fachperson ausschliesslich eine exakte, vollständige Verdolmetschung oder allenfalls auch explizite Zusatzinformationen und weiterführende Hinweise? Erwartet die Fachperson beispielsweise, dass der emotionale Beiklang von Wörtern, die vom Gegenüber verwendet werden, hervorgehoben oder dass allfällige Redewendungen erläutert werden? Die/der interkulturell Dolmetschende gestaltet seine Rolle so, wie es den Bedürfnissen der Fachperson entspricht.

    Im gemeinsamen Vorgespräch müssen diese Erwartungen geklärt und die Zusammenarbeit definiert werden. Im Nachgespräch können zusätzliche Eindrücke und Beobachtungen geteilt und Vermutungen diskutiert werden. So kann eine echte Partnerschaft entstehen, welche wiederum die Grundlage für einen gut funktionierenden Trialog darstellt.

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  7. Wie kann die Fachperson sicherstellen, dass sie verstanden wird?

    Grundsätzlich sollte die Fachperson versuchen, eine möglichst einfache Sprache zu sprechen. Dies gilt auch dann, wenn mit der/dem interkulturell Dolmetschenden eine Person anwesend ist, welche für die Übersetzung verantwortlich ist. Die interkulturell Dolmetschenden verfügen zwar über Grundkenntnisse zu den Einsatzgebieten und erarbeiten sich einen entsprechenden Fachwortschatz, sie sind aber ebenso wenig Fachpersonen der jeweiligen Gebiete wie die Patientinnen/Patienten oder Klientinnen/Klienten. Wie im direkten Gespräch sollte aus diesem Grund auch im Trialog auf Berufsjargon, zweideutige Bemerkungen, Abstraktionen, Abkürzungen, idiomatische Redewendungen und doppelte Verneinungen verzichtet werden. Die Verantwortung, eine allgemein verständliche Sprache zu sprechen, liegt immer bei der Fachperson.

    Ist die Verwendung von Fachbegriffen und Fremdwörtern unumgänglich, kann sich die Fachperson im Vorgespräch oder allenfalls auch während des Gesprächs vergewissern, dass die dolmetschende Person deren Bedeutung kennt und sie angemessen übersetzen kann. Gegebenenfalls kann die Fachperson zusammen mit der/dem interkulturell Dolmetschenden alternative Übersetzungslösungen suchen.

    Im Verlauf des Gesprächs selber darf sich die Fachperson nicht scheuen, immer wieder zurückzufragen, ob das Gegenüber ihren Ausführungen folgen kann, und unter Umständen einzelne, für das Verständnis und die Zusammenarbeit zentrale Aussagen auch mehrmals und in unterschiedlichen Formulierungen zu machen.

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  8. Welchen Stellenwert können nonverbale Aspekte haben?

    Verglichen mit einem „normalen“ Gespräch im Dialog dauert ein Trialog in der Regel länger und beinhaltet für die einzelnen Gesprächsteilnehmenden mehr Pausen. Daraus ergeben sich für die Fachperson viel mehr Gelegenheiten, auf nonverbale Signale (Klang der Stimme, Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Gestik etc.) ihres Gegenübers zu achten. Ist eine direkte verbale Verständigung auf Grund von Sprachbarrieren nicht möglich oder stark erschwert, sind solche zusätzlichen Informationen wertvolle oder vielleicht sogar entscheidende Hilfen für einen erfolgreichen Gesprächsverlauf. Wenn die Fachperson Mühe hat, die nonverbalen, meist stark kulturell geprägten Signale eindeutig zu verstehen, können diese im Nachgespräch gemeinsam mit der/dem interkulturell Dolmetschenden besprochen werden.

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  9. ​Wie kann die Fachperson die interkulturell dolmetschende Person in ihrer Aufgabe unterstützen?

    Fachpersonen sollten sich um eine einfache und allgemein verständliche Sprache bemühen. Die interkulturell Dolmetschenden verfügen zwar über Grundkenntnisse zu den Einsatzgebieten und erarbeiten sich einen entsprechenden Fachwortschatz, sie sind aber ebenso wenig Fachpersonen der jeweiligen Gebiete wie die Patientinnen/Patienten oder Klientinnen/Klienten. Wie im direkten Gespräch sollte aus diesem Grund auch im Trialog auf Berufsjargon, zweideutige Bemerkungen, Abstraktionen, Abkürzungen, idiomatische Redewendungen und doppelte Verneinungen verzichtet werden. Die Verantwortung, eine allgemein verständliche Sprache zu sprechen, liegt immer bei der Fachperson. Ist die Verwendung von Fachbegriffen und Fremdwörtern unumgänglich, kann sich die Fachperson im Vorgespräch oder allenfalls auch während des Gesprächs vergewissern, dass die dolmetschende Person deren Bedeutung kennt und sie angemessen übersetzen kann. Gegebenenfalls kann die Fachperson zusammen mit der/dem interkulturell Dolmetschenden alternative Übersetzungslösungen suchen.

    Eine klare Strukturierung des Gesprächs mit kurzen Abschnitten und ausreichend Pausen erleichtert der dolmetschenden Person die Aufgabe der Übersetzung. Die Fachpersonen sollten wenn möglich kurze Fragen stellen und ebenso kurze Bemerkungen machen. Bei langen Erklärungen muss abschnittweise vorgegangen werden. Nach jeweils zwei bis drei Sätzen sollten die interkulturell Dolmetschenden die Gelegenheit erhalten, die Aussagen zu übersetzen.

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  10. ​Warum kann es vorteilhaft sein, immer mit der gleichen interkulturell dolmetschenden Person zusammenzuarbeiten?

    Eine über längere Zeit anhaltende Zusammenarbeit unterstützt den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen allen Gesprächsteilnehmenden. Ist eine interkulturell dolmetschende Person mit den beiden Lebenswelten – derjenigen der Fachperson und derjenigen des Gegenübers – gut vertraut, kann sie ihre Brückenfunktion umfassend ausüben. Gleichzeitig kann die Fachperson, wenn eine Vertrauensbasis zwischen ihr und der/dem interkulturell Dolmetschenden geschaffen ist und die Kommunikation gut funktioniert, der/dem Dolmetschenden mehr Verantwortung und Gestaltungsfreiheit bei der Übersetzung übergeben. Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen der/dem interkulturell Dolmetschenden und den fremdsprachigen Gesprächsteilnehmenden wiederum wirkt sich auch positiv auf deren Verständigung und Zusammenarbeit mit der Fachperson aus. Die interkulturell dolmetschende Person wird so, falls dies von der Fachperson erwünscht ist, zu einer veritablen Mitarbeiterin, ohne damit ihre professionelle Haltung und ihre Rolle in Frage zu stellen.

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  11. Wozu dient ein Nachgespräch?

    Das Nachgespräch zwischen der Fachperson und der/dem interkulturell Dolmetschenden dient zu einem gemeinsamen Rückblick auf das Gespräch und einem gegenseitigen Feedback. Darüber hinaus können allfällige Unklarheiten ausgeräumt, Fragen, Beobachtungen und Vermutungen zu Aussagen und zum Verhalten der Gesprächsteilnehmenden formuliert und verifiziert werden.

    Im gegenseitigen Feedback können der Gesprächsverlauf, die Rollenverteilung und -wahrnehmung sowie das Erfüllen der Erwartungen geklärt werden. Allfällige Verbesserungsmöglichkeiten können bei einer nächsten Zusammenarbeit berücksichtigt werden.

    Auch ein eigentliches Debriefing im Rahmen des Nachgesprächs kann angezeigt sein: Als Angelpunkt des Gesprächs befindet sich die/der interkulturell Dolmetschende in einer exponierten Stellung. Schwierige Gesprächsinhalte (Erkrankungen, Todesfälle, traumatisierende Geschichten, Fluchterlebnisse, etc.) können die interkulturell dolmetschende Person emotional stark betreffen, umso mehr, als sie unter Umständen selber ähnliche Erfahrungen gemacht hat. In solchen Fällen ist die interkulturell dolmetschende Person froh um die Gelegenheit, ihre Gefühle und Gedanken nach dem Gespräch mitzuteilen.

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  12. ​Wie kann die Fachperson das Gespräch zu dritt so erfolgreich wie möglich gestalten?

    Für das Gelingen des Trialogs ist eine echte Zusammenarbeit mit der/dem interkulturell Dolmetschenden entscheidend. Die Fachperson kann viel zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit beitragen:

    Vor dem Gespräch bzw. Vorgespräch:

    • Klären des Hintergrunds der Gesprächsteilnehmenden
    • Definieren der Inhalte, Ziele und Rahmenbedingungen des Gesprächs
    • Kommunizieren dieser Aspekte an die/den interkulturell Dolmetschenden (bei der Auftragserteilung oder spätestens im Rahmen des Vorgesprächs)
    • Klären der Erwartungen, Vorgehensweisen und Rollen mit der/dem interkulturell Dolmetschenden im Rahmen eines Vorgesprächs

    Zu Gesprächsbeginn:

    • Vorstellung aller Anwesenden und Rollenklärung
    • Hinweis auf die Schweigepflicht (Fachperson und interkulturell Dolmetschende/r)
    • Einholen des Einverständnisses zur Wahl der/des interkulturell Dolmetschenden

    Während des Gesprächs:

    • Rolle der Gesprächsleitung bewusst und während dem gesamten Gespräch wahrnehmen
    • Gegenüber direkt ansprechen und Augenkontakt ermöglichen
    • Einfache, gut verständliche Sprache verwenden
    • Genügend Pausen machen und sich bemühen, kurze Sätze zu formulieren
    • Beachten, dass jederzeit für alle klar ist, was gerade gesprochen wird, und dass alle dem Gesprächsinhalt folgen können
    • Geduldig sein, denn eine Übersetzung braucht Zeit
    • Gelegenheit während den Übersetzungen nutzen, um auf nonverbale Signale zu achten

    Nachgespräch / Debriefing:

    • Unklarheiten können ausgeräumt, Fragen und Beobachtungen zum Verhalten des Gegenübers formuliert und eingeordnet werden
    • Evaluation und Feedback (erkennen von allfälligen Verbesserungsmöglichkeiten der Zusammenarbeit)
    • Besprechung von schwierigen Gesprächsinhalten und eigenen Erfahrungen
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Professionalität der Dolmetschenden

  1. Über welche Kompetenzen verfügen interkulturell Dolmetschende?

    Interkulturell Dolmetschende mit dem Zertifikat INTERPRET oder dem eidgenössischen Fachausweis verpflichten sich, ihre Arbeit gemäss den Grundsätzen des Berufskodexes auszuüben. Interkulturell Dolmetschende

    • verfügen über nachgewiesene Sprachkenntnisse in der Dolmetsch- und in der Amtssprache
    • verfügen über Arbeitstechniken und Instrumente, um eine korrekte, vollständige und angemessene Übersetzung sicherzustellen
    • verfügen über Grundkenntnisse im jeweiligen Einsatzgebiet
    • kennen die möglichen Missverständnisse und Konflikte, die in diesem Kontext entstehen können, und sind in der Lage, angemessen darauf zu reagieren
    • verfügen über ein Basiswissen im Bereich der interkulturellen Kommunikation und Interaktion
    • sind sich ihrer Rolle im Trialog bewusst und arbeiten nach den berufsethischen Grundsätzen (Schweigepflicht, Allparteilichkeit, etc.)
    • verfügen über Strategien zur persönlichen Abgrenzung, zur Selbstreflexion und zur effektiven Selbsthilfe.

    Interkulturell Dolmetschende sind Expertinnen und Experten für mündliches Übersetzen (in der Regel Konsekutivdolmetschen) in einer Trialogsituation. Sie dolmetschen unter Berücksichtigung des sozialen, ethnischen, schichtspezifischen und kulturellen Hintergrunds der Gesprächsteilnehmenden. 

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  2. ​Wie zeigt sich die Professionalität von interkulturell Dolmetschenden?

    Neben den zur Ausübung ihrer Tätigkeit benötigten Kompetenzen (Sprachkenntnisse, Dolmetschtechniken, Kenntnisse der Einsatzbereiche, Fachwortschatz etc.) verfügen professionelle interkulturell Dolmetschende über ein hohes Mass an Rollenklarheit und Reflexionsfähigkeit. Abgesehen von den Sprachkombinationen, in denen sie tätig sind, besteht ihr Arbeitsfeld aus lauter Variablen: Die Personen, für die sie dolmetschen, wie auch die Themen, Fragestellungen und Probleme wechseln oft von Einsatz zu Einsatz, und auch die Vorgehensweisen und Erwartungen der verschiedenen Fachpersonen können stark variieren. Dies bedingt die Fähigkeit, die eigene Rolle innerhalb der wechselnden Kontexte und Ansprüche stetig neu zu definieren und das eigene Verhalten zu reflektieren.

    Ein professioneller Umgang mit dieser aktiven Rollenwahrnehmung und -gestaltung kann sich unter anderem darin äussern, dass erfahrene interkulturell Dolmetschende sich gezielt einbringen, um die Rahmenbedingungen für ihre Auftragserfüllung mitzugestalten. Dazu gehört beispielsweise, dass sie die Fachpersonen darauf hinweisen, wenn diese zu lange Abschnitte machen oder zu viele Fremdwörter benutzen, dazu kann aber auch gehören, dass sie vermehrt Vor- und Nachgespräche fordern bzw. darauf aufmerksam machen, dass sie für ihre persönliche Vorbereitung auf konkrete Informationen zum bevorstehenden Einsatz angewiesen sind.

    Professionelles Verhalten von interkulturell Dolmetschenden zeigt sich auch in der Fähigkeit, jederzeit eine neutrale respektive allparteiliche Position einzunehmen. Einerseits sind sie im Auftrag der Fachperson tätig, andererseits verfügen sie über zahlreiche Anküpfungspunkte (Sprache, Herkunft, gemeinsame Erfahrungen, Kultur etc.) mit den fremdsprachigen Gesprächsteilnehmenden. Tatsächlich sind sie aber in erster Linie im Dienst der Verständigung tätig und allen Gesprächsbeteiligten gleichermassen verpflichtet. Diese Allparteilichkeit klar und konstruktiv verständlich zu machen und konsequent umzusetzen, verlangt ein hohes Mass an Professionalität.

    Professionalität äussert sich nicht zuletzt auch in Techniken und Strategien der Abgrenzung.

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  3. ​Wie können sich interkulturell Dolmetschende auf einen Einsatz vorbereiten?

    Grundsätzlich gilt: Je mehr die interkulturell Dolmetschenden über das bevorstehende Gespräch wissen, desto besser können sie sich darauf vorbereiten. Sind sie zum Beispiel über die genauen Inhalte und Ziele des Gesprächs im Bild, dann können sie gezielte inhaltliche und terminologische Recherchen anstellen und sich ein spezifisches Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen anlegen. Haben sie darüber hinaus weitere Kenntnisse, zum Beispiel zur sozialen und kulturellen Herkunft der Gesprächsteilnehmenden, können sie sich innerlich auf das Gespräch einstellen und sich auf potentielle Fragen und Verständigungsschwierigkeiten vorbereiten.

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Transkulturelle Kompetenz

  1. Inwiefern ist die Fähigkeit zur Zusammenarbeit im Trialog Teil von transkultureller Kompetenz?

    Transkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, anderen Menschen in ihrer individuellen Lebenssituation vorurteilsfrei begegnen zu können. Offenheit, Neugier, Kommunikationsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit und Ambiguitätstoleranz, aber auch gezielte Kenntnisse bezüglich Differenzen und Gemeinsamkeiten sind wesentliche Teilaspekte. Transkulturelle Kompetenz hilft, migrationsspezifische Problemlagen zu erkennen und im beruflichen Alltag adäquat und diskriminierungsfrei zu handeln. Dazu gehört auch die Fähigkeit, den Bedarf an Hilfestellungen zu erkennen und mit weiteren Personen, beispielsweise interkulturell Dolmetschenden, zusammenzuarbeiten.

    Transkulturell kompetent zu handeln bedingt in der Zusammenarbeit mit interkulturell Dolmetschenden auch die Bereitschaft, eigene Vorgehens- und Verhaltensweisen anzupassen, um ein gemeinsames und gleichberechtigtes Arbeiten zu ermöglichen.

    Auf Seiten der interkulturell Dolmetschenden besteht transkulturelle Kompetenz in erster Linie im Bewusstsein, dass sich trotz gemeinsamer Herkunft und Sprache nie abschliessende Aussagen über Individuen machen lassen. Die Gefahr, in Kulturalisierungen und Stereotypisierungen zu verfallen, ist für interkulturell Dolmetschende unter Umständen mindestens so gross wie für Fachpersonen.

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  2. ​Welchen Stellenwert können oder sollen kulturelle Aspekte haben?

    Die Vorstellungen fremdsprachiger Gesprächsteilnehmender über gesunde Lebensführung, Elternmitwirkung, Pflichten und Rechte im Sozialwesen etc. können unter Umständen stark von denjenigen der Fachperson abweichen. Inwiefern diese durch die sozialen und kulturellen Hintergründe geprägten Unterschiede im Trialog eine Rolle spielen, hängt von den Gesprächsinhalten und -zielen, aber auch von der Vorgehensweise und der Haltung der Fachperson ab. Während einzelne Fachpersonen kulturelle Fragen bewusst und gezielt ausser Acht lassen, legen andere grossen Wert auf das Ergründen und Erklären diesbezüglicher Unterschiede. Dementsprechend nehmen kulturelle Aspekte auch in der Rollengestaltung der interkulturell Dolmetschenden eine unterschiedliche Bedeutung ein. Idealerweise wird der Stellenwert, den diese Themen im Trialog einnehmen sollen, deshalb zwischen der Fachperson und der/dem interkulturell Dolmetschenden im Rahmen eines gemeinsamen Vorgesprächs thematisiert.

    Grundsätzlich gilt, dass die Aufgabe der interkulturell Dolmetschenden in erster Linie darin besteht, eine vollständige, exakte und angemessene Verdolmetschung sämtlicher Gesprächsbeiträge sicherzustellen. Dabei muss festgehalten werden, dass jede Dolmetschleistung zwingend auch kulturelle und persönliche Färbungen beinhaltet – unabhängig vom Vorhandensein manifester „kultureller“ Unterschiede. Dennoch hat die Fachperson in der Regel den Anspruch (und das Recht) auf eine möglichst genaue und inhaltsgetreue Verdolmetschung.

    Auf Grund ihrer fachlichen und persönlichen Kompetenzen sind interkulturell Dolmetschende in der Lage, in Absprache mit resp. auf Wunsch der Fachperson auf kulturell bedingte Unterschiede hinzuweisen, mögliche Missverständnisse aufzulösen und weitergehende Erklärungen und Hilfestellungen anzubieten. Insbesondere bei emotionalen oder komplexen Gesprächsthemen (Schulübertritt, schwerwiegende Diagnose, traumatisierende Erlebnisse, etc.) kann dies sehr hilfreich sein. Kenntnisse der verschiedenen Lebenswelten, Vorgehensweisen, Annahmen und Erwartungen von interkulturell Dolmetschenden können von der Fachperson gezielt zu Nutze gezogen werden. Dabei gilt aber auch, dass es häufig besser ist, direkt beim Gesprächsgegenüber entsprechende Nachfragen zu stellen, als die interkulturell dolmetschende Person in die Rolle einer Kulturexpertin oder eines Kulturexperten zu drängen, was unter Umständen eher zu Stereotypisierungen und Kulturalisierungen führen kann. Sorgfältig formulierte Fragen zu „kulturell“ bedingten Haltungen und Vorgehensweisen zeigen dem Gegenüber, dass sich die Fachperson für seine Lebenswelt interessiert und seine Sicht der Dinge respektiert. Auch dies kann ein wichtiger Beitrag zum Aufbau einer vertrauensvollen Zusammenarbeit im Trialog sein.

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Ich brauche eine interkulturell dolmetschende Person

In der Regel läuft die Vermittlung einer interkulturell dolmetschenden Person über die regionalen Vermittlungsstellen. Sie vermitteln professionelle Dolmetschende vor Ort und via Telefon und Video.

In der Datenbank der ikDV können Sie direkt nach zertifizierten interkulturell Dolmetschenden suchen.

Ich interessiere mich für die Ausbildung

Die Ausbildung wird von Institutionen in den verschiedenen Regionen durchgeführt. Kursangebote, Termine etc. finden Sie in der Rubrik Aktuelle Kursangebote.

Das Qualifizierungssystem von INTERPRET (Zertifikat INTERPRET, Eidg. Fachausweis) wird in der Rubrik Qualifizierungssystem INTERPRET erklärt. 

Weitere Informationen erhalten Sie bei der Qualifizierungsstelle (031 351 38 29) von 9:00 bis 12:30.